Meldungen aus dem Bezirksverband Südbaden-Südwürttemberg
Meldungen aus dem Bezirksverband Südbaden-Südwürttemberg

Versöhnung über den Gräbern

Deutsch-Französische Gedenkfeiern auf den Kriegsgräberstätten Hohrod-Bärenstall und Wettstein

Vogesen, 10. August 2025 – Nur einen Tag nach der bewegenden Feier zum 50-jährigen Bestehen der Kriegsgräberstätte Bergheim versammelten sich Deutsche und Franzosen erneut – diesmal hoch oben in den Vogesen, auf den geschichtsträchtigen Friedhöfen Hohrod-Bärenstall und Wettstein. 

Zwei Orte, die noch heute den Pulsschlag der Geschichte spürbar machen. Zwei Orte, an denen die Schrecken des Ersten Weltkriegs unauslöschliche Spuren hinterlassen haben. Und zwei Orte, die zugleich zu kraftvollen Symbolen der Versöhnung geworden sind.

Ein stiller Morgen über den Bergen

Der Morgen des 10. August begrüßte die Anwesenden mit einem klaren Himmel und einer feierlichen Ruhe, wie sie nur an solchen Orten herrscht. Gegen 08.30 Uhr versammelten sich Gäste aus Deutschland und Frankreich auf dem deutschen Soldatenfriedhof Hohrod-Bärenstall – mitten im ehemaligen Schlachtfeld von Hartmannswillerkopf und Lingekopf. 3.218 deutsche Soldaten ruhen hier, viele von ihnen namenlos, gefallen im Stellungskrieg zwischen 1914 und 1918.

Mit einem Choral des Musikvereins Norsingen begann die Gedenkfeier. Es war ein Moment, der die Stille unterstrich, nicht durchbrach – ein musikalischer Atemzug über den Gräbern.

Worte des Gedenkens – und des Friedens

Frank Hämmerle, Bezirksvorsitzender des Volksbundes Südbaden-Südwürttemberg, eröffnete die Gedenkfeier. 

Militärpfarrer Monsignore Bernward Mezger fand in seinem geistlichen Wort leise, aber eindrückliche Töne. Er erinnerte an das Leid der Gefallenen, das Leid der Angehörigen – und an die heilige Aufgabe, dass Orte wie dieser Orte der Mahnung und des Trostes bleiben. Wieder folgte ein Choral – getragen, schlicht und bewegend.

In seiner Gedenkrede vertiefte Hämmerle die historische Dimension: Er sprach von der Grausamkeit des Stellungskriegs, vom sinnlosen Sterben in den Schützengräben, von Jugendlichen, die hier starben, ohne je das Leben zu erfahren. Doch er sprach auch von der Hoffnung, die aus den Trümmern wuchs – von der deutsch-französischen Freundschaft, die heute so selbstverständlich wirkt, aber immer wieder erneuert werden muss.

Stille Zeichen der Erinnerung

Konsul Thomas Kern vom Deutschen Generalkonsulat in Straßburg sprach das Totengedenken – ein Moment, der in seiner Schlichtheit alles sagte. Mit der Kranzniederlegung wurde der Gefallenen beider Seiten gedacht, ohne nationale Grenzen, ohne Schuldzuweisungen – sondern im Bewusstsein, dass jeder Mensch, der hier fiel, gelitten hat.

Der Musikverein Norsingen spielte „Ich hatt’ einen Kameraden“ und die „Sonnerie aux morts“ – zwei Musikstücke, die das Herz treffen, weil sie über Ländergrenzen hinweg dasselbe ausdrücken: Trauer, Verlust, Erinnerung.

Als Höhepunkt und symbolische Geste wurde an die angetretenen Fahnen das Fahnenband „Versöhnung über den Gräbern“ verliehen – ein Band, das nicht nur an einem Stoff hängt, sondern sich wie ein stilles Band durch die Geschichte zieht. Wer es trägt, trägt die Verpflichtung zum Frieden.

Zweite Station: Der französische Nationalfriedhof Wettstein

Um 10 Uhr führte der Weg weiter zur französischen Gedenkstätte Wettstein – dort, wo über 3.500 französische Soldaten ruhen. Die französischen Gäste empfingen die Delegationen mit würdevoller Gastfreundschaft. Eine Heilige Messe an der Kapelle des Friedhofs verlieh der Gedenkfeier eine spirituelle Tiefe, die über Konfessionen hinausreichte.

Anschließend wurde am Lingekreuz – einem Mahnmal für die blutigen Kämpfe am Lingekopf – die Totenehrung vollzogen. Hier wurde nicht gesprochen – hier war der Ort der stillen Verneigung. Die Natur ringsum war still, als hielte auch sie inne.

Ein gemeinsamer Weg – über Gräber hinweg

Diese Gedenkveranstaltung war mehr als ein Ritual. Sie war ein gelebter Ausdruck der deutsch-französischen Freundschaft, wie sie nur an Orten entstehen kann, an denen das Erinnern schmerzt – und gleichzeitig heilt.

Wer an diesem 10. August 2025 auf Hohrod-Bärenstall und auf Wettstein stand, spürte, wie nah sich Menschen sein können, wenn sie gemeinsam trauern – und gemeinsam hoffen.

 

„Zwischen Schützengräben und Friedenstauben: Die Vergangenheit ist nicht vergessen. Aber sie hat sich verwandelt. Aus Feindschaft ist Freundschaft gewachsen. Aus Gräbern sind Brücken geworden. Und aus Trauer wurde ein Versprechen: Nie wieder Krieg.“